365 Tage Lebenshilfe in Rade: Jahresrückblick 2007

In Radevormwald hat die Lebenshilfe Rhein-Wupper e.V. im Jahr 2007 nicht nur mit dem Wohnheim am Krankenhaus sondern auch in den Jugendräumen im Bürgerhaus Fuß gefasst.

Was sich in der Stadt so alles getan hat:


Am 1.12.2006 fiel der Startschuss für das Projekt. Gefördert von der Sport- und Sozialstiftung der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen und mit freundlicher Unterstützung der Stadt Radevormwald konnte die Lebenshilfe ihre Arbeit in den Jugendräumen beginnen. Sabine Maurer übernahm die Projektleitung. Sie ist freundlich empfangen worden und bis heute sind ihr die Mitarbeiter/innen des Hauses und der Stadt stets hilfsbereite Ansprechpartner/innen und Kolleg/innen.

Beim gemeinsam gestalteten Tag der offenen Tür in den Jugendräumen Bürgerhaus am 20.3.2007 konnten viele kleine und große Besucher mit und ohne Behinderung willkommen geheißen werden. Viele Spenden machten es möglich, dass die Lebenshilfe in Kooperation mit der Stadtbücherei Radevormwald zeitgleich zum Tag der offenen Tür einen Büchertisch gestalten konnte: „Von A wie Autismus bis Z wie Zöliakie - Leben mit Handicap!“ Für das Programm in den Jugendräumen hatte die Musiktherapiegruppe der Radevormwalder Musikschule e.V. einen Auftritt einstudiert, Aytug Gün, der bei der Show „Deutschland sucht den Superstar“ mitgemacht hat, sang gemeinsam mit Kids mit Behinderung. Zwei Praktikantinnen der Jugendräume gestalteten einen spannenden Sinnespfad und zahlreiche Schauwände stellten die Einrichtung, die Mitarbeiter/innen, Besucher/innen und natürlich das Angebot vor! Eine Stellwand wurde vom TSV Schwarz-Weiß Radevormwald e.V. gestaltet, um auf das Angebot „Schwimmen zu Delfinlauten“ aufmerksam zu machen. Nach dem letzten Tag der offenen Tür, bei dem sich gerade mal ein Besucher in die Jugendräume verirrt hatte, war der Tag 2007 ein großer Erfolg und bekam die beste Presse!


Mit zunehmend besserem Wetter lebte im Frühling 2007 der Spielplatztreff am Spiel- und Freizeitgelände Hölterhof in Rade wieder auf: Die Stadt stellte der Lebenshilfe auch hier einen Raum zur Verfügung und die Hütte wurde nach und nach wieder zu einem Treffpunkt für Kinder mit und ohne Handicap. Durch eine großzügige Spende des Lions-Hilfswerkes konnte die Lebenshilfe ein großes Gartentrampolin mit Sicherheitsnetz sowie eine Hängematte für den Spielplatz anschaffen. Für die Eltern und Großeltern der Kinder wurden von der Jugendförderung Schachfiguren für das Riesenschachbrett angeschafft. Sie können kostenlos entliehen werden.


Auch für die Lebenshilfe-Arbeit geriet vieles ins Wanken und manche Plänen mussten aufgeschoben werden, als am 21.4.2007 eine defekte Waschmaschine einen umfangsreichen Wasserschaden in den Jugendräumen hervorrief: In der Nacht lieft unbemerkt und über Stunden Wasser in der Etage über der Einrichtung aus, sickerte durch die Decke, machte Einrichtungsgegenstände unbrauchbar und zerstörte den größten Teil des Holzparkettbodens. Monate dauerte es, bis die Renovierungsarbeiten wenigsten soweit fortgeschritten waren, dass wieder eine Arbeit möglich war. Aber nach wie vor können zum Jahresende mehrere Räume nicht richtig genutzt werden, es liegen noch Rohre frei und der neue Boden ist noch nicht verlegt. Aber am 7.1.2008 sollen die Handwerker anrücken und mit der Verlegung des neuen Parketts im Discoraum und im Bistrobereich beginnen.


Am 28.4.2007 kam Rechtsanwalt Oliver Kestel zu Besuch und informierte in einem wunderbaren Vortrag zahlreiche Interessent/innen über den aktuellen Stand in Fragen der Aufsichtspflicht und Haftung, speziell in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. So gerüstet wollte Sabine Maurer nach vielen theoretischen Vorplanungen, nach Gesprächen mit Eltern endlich in die praktische Arbeit einsteigen. Aber der Wasserschaden machte vielen Ideen vorerst einen Strich durch die Rechnung.


Aber dennoch gab es einiges an Arbeit: Das Radevormwalder Lebenshilfe-Projekt hatte durch Auslosung bei der Firma Content Solutions eine Internetseite gewonnen: Herr Lars Tubies würde nach Vorgaben eine Seite gestalten, für die Dauer eines Jahres verwalten und erweitern und Frau Maurer beibringen, manches schließlich selbst zu können. Das klappt mittlerweile prima, nur beim Einpassen von Fotos muss noch geübt werden. So kam die Lebenshilfe für die Arbeit in Radevormwald zu dieser Internetseite: www.rade-integrativ.de


Im Mai 2007 gab es ein wirkliches Highlight: Am 25.5.2007 war das Ferienspaßheft der Stadt Radevormwald fertig gestaltet und bereit für die Druckerei. Von rund 100 Aktionen konnten in diesem Jahr erstmals 33 Ferienspaßangebote als integrativ ausgeschrieben werden! Das gab es in der langen Tradition des städtischen Ferienspaßes noch nie. Die Angebote reichten von Kreativaktionen über Ausflüge bis hin zu Angeboten auf dem Spielplatz für junge Menschen von 6 bis 27 Jahren. Die Angebote wurden im Heft mit einem Symbol gekennzeichnet, das ein recht freches, aktives Kind im Rollstuhl zeigt. Der „Rolliflitzer“ wird auch im Ferienspaß 2008 wieder zum Einsatz kommen!


Am 29.5.200t konnte Sabine Maurer die erste Anmeldung eines Mädchen mit Behinderung für sieben Ferienspaßaktionen entgegennehmen. Vorausgegangen war ein Gespräch über ihre Interessen und mit den Eltern über den Unterstützungsbedarf. In der Tradition der Lebenshilfe wurde das „Über mich“ - Heft angepasst, was von den Eltern ausgefüllt wird. Es erleichtert, einen Überblick über die Kids zu behalten. Der ersten Ferienspaßanmeldung eines Kindes mit Behinderung folgten 18 weitere!

Am 23.6.2007 gab es den ersten Samstags-Treff der Lebenshilfe im Rader Bürgerhaus. Wegen des Wasserschadens nicht in den Jugendräumen, sondern in der Altentagesstätte, aber das war gar nicht schlimm. Was als Ferienspaßangebot mit sechs Besucher/innen mit Handicap begann, ist in den sechs Monaten bis heute zu einem festen Angebot mit bis zu 18 Besucher/innen geworden. Die ersten Kids ohne Behinderung kamen am 21.7. zum Treff und ohne viel Planung war aus einem Treff für Kids mit Behinderung ein offenes, integratives Freizeitangebot geworden!


Der Ferienspaß litt 2007 sehr unter dem größtenteils regnerischen Wetter und der Raumknappheit durch den Wasserschaden. Dennoch konnten die meisten Aktivitäten stattfinden und nur für drei integrativ ausgeschriebene Angebote fanden sich keine Teilnehmer/innen mit Behinderung. Gut besucht bei unterwarteten Sommertemperaturen, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein war das Familienpicknick am Hölterhof, verbunden mit der Einweihung des neuen Trampolins. Ein herrlicher Juni-Tag!


Im Sommer begann die Sammlung von Spendengeldern für die Anschaffung einer Vogelnestschaukel für den Spielplatz Hölterhof. Eine sinnvolle Investition, denn Kinder mit schwereren Beeinträchtigungen im Bereich der Arme und Beine können leider mit dem bestehenden Angebot an Schaukeln nicht viel anfangen. Aber eine Vogelnestschaukel ist teuer. Dennoch gelang es durch Fördergelder, das Herumreichen der Spendendose und durch das restliche Spendengeld vom Lions-Hilfswerk, das neue Spielplatzgerät zu kaufen. Das Dezernat Technische Dienstleistungen, Fachbereich Bauverwaltung leistete wertvolle Unterstützung bei den Formalitäten.


Einen Eindruck vom ersten integrativen Ferienspaß in ihrer Stadt konnten die Radevormwalder/innen sich ab dem 27.8.2007 verschaffen: Eine Ferienspaß-Fotoausstellung in der Stadtbücherei mit mehr als 200 Bildern von den verschiedenen Angeboten waren auf Stellwänden ausgestellt und luden im Bürgerhaus zum Verweilen ein.


Zur ersten Eltern-Info-Veranstaltung war für den 15.9.2007 in den Mehrzweckraum des Bürgerhauses eingeladen worden. Rechtsanwalt Norbert Bonk hielt einen Vortrag zum Thema „Behindertentestament“ und mehr als 30 Eltern kamen. Für die Betreuung ihrer Kinder war derweil in der Altentagesstätte bestens gesorgt: Gemeinsam mit zwei Kollegen und drei ehrenamtlichen Helfern kümmerte sich Sabine Maurer um die rund 20 Kinder: malen, basteln, einen Kinderfilm anschauen und mit Bausteinen spielen. Ein voller Erfolg und von vielen Eltern kam die Rückmeldung, dass man sehr froh sei, die Lebenshilfe endlich auch in Rade zu haben.


Zum „Tag des weißen Stockes“ am 15.10., bei dem auf das Thema „Leben mit Sehbehinderung“ aufmerksam gemacht wird, gab es einen Aktionstag im Bürgerhaus. Die Lebenshilfe lud ein zu Mitmachaktionen im Mehrzweckraum, bei dem Interessierte erleben konnten, wie sich eine Sehbehinderung anfühlt. Sie konnten speziell für Blinde entwickelte Spiele ausprobieren, beim Geräuschmemory und den Tastkartons erfahren, wie sehr man sich doch im täglichen Leben auf seine Augen verlässt und in einem Film bekamen sie einen Einblick in das Leben von drei ganz unterschiedlichen Menschen mit einer Sehbehinderung. Die Stadtbücherei gestaltete wieder einen tollen Thementisch mit einer Auswahl an Büchern in Großschrift sowie Hörbüchern, die Lebenshilfe steuerte Sachliteratur bei. Die Räume im Bürgerhaus sowie die beiden Aufzüge wurden bereits Wochen vor dem „Tag des weißen Stockes“ mit Schriftbändern in Braille versehen. Ein blinder Besucher, der in Radevormwald zu Gast war, las auf Frau Maurer Bitte hin die Schilder zur Probe. Sein Urteil: Problemlos tast- und damit lesbar für Braille-Könner!

Am 26.10.2007 war es nach stressreichen Wochen voller `Papierkram´ soweit: Die neue Vogelnestschaukel wurde geliefert! Der Betriebshof der Stadt Radevormwald unterstützte das Projekt durch die kostenlose Montage, das Aufstellen der Schaukel auf dem Spielplatz Hölterhof und durch die Bereitstellung von Rindenmulch als Fallschutz. 2008 wird es ein Einweihungs- und Dankeschönfest geben, denn in den kalten, regnerischen Herbst- und Wintermonaten pausiert der Spielplatztreff.


Der Samstags-Treff verzeichnet immer neue Besucherzahlen und gerade zur rechten Zeit meldeten sich zwei Studenten, die gerne mithelfen würden. Den Bezug zur Praxis im theoretischen Studium der Sonder- und Sozialpädagogik nicht zu verlieren, ist ihnen wichtig und so kamen Andreas Frick und Sarah Kolander als ehrenamtliche Helfer zum Samstags-Treff. Ohne sie wäre die Arbeit so wohl nicht mehr machbar! Sie bereichern seit September bzw. November das Angebot und öffneten schon manche neue Tür für Aktivitäten. So konnte mit der Treffgruppe zum Beispiel an der Aktion „Weihnachten genug zu essen“ teilgenommen und ein Hilfspaket, zum Kegeln und zum Einkaufen gegangen werden. Es wurden Kerzen marmoriert, Adventskalender gepackt, Plätzchen gebacken und vieles mehr. Und das mit bis zu 18 Kindern und Kindern und Jugendlichen!


Am 4.11.2007 stand die Internetseite www.rade-integrativ.de bei der Suchmaschine google.de auf Platz 1 bei den Stichworten „Radevormwald Kind Behinderung“ sowie bei „Jugendtreff Radevormwald“ und auch bei „Radevormwald integrativ“. Content Solutions schickt eine Statistik, die aufzeigt, dass mehr als 1000 Menschen sich die Seite bereits angeschaut haben!


Die zweite Eltern-Info-Veranstaltung fand am 10.11.2007 zum Thema „Trägerübergreifendes Persönliches Budget - Rechtsanspruch ab Januar 2008“ im Bürgerhaus statt. Referent Pandelis Chatzievgeniou erläuterte die Thematik, beantwortete Fragen und informierte über die Neuerungen, denen viele Menschen noch unsicher und skeptisch gegenüber stehen. Es zeigte sich bei Gesprächen im Anschluss, wie wichtig es ist, vor Ort Ansprechpartner/innen zu haben, an die man sich mit Fragen wenden kann. 2008 soll es auch in Rade ein Service-Angebot der Lebenshilfe Rhein-Wupper e.V. geben. Im Dezember erreichte Sabine Maurer die erste konkrete Service-Anfrage der Mutter eines Mädchens mit Behinderung: Wie ist das eigentlich mit der Kurzzeitpflege....


Ende November 2007 unterzeichnete Sabine Maurer für weitere zwei Jahre einen Vertrag bei der Lebenshilfe, gefördert von der Aktion Mensch. Die Weiterführung begonnener Arbeiten steht ebenso auf ihrer „To do“ - Liste wie der Aufbau neuer Angebote in und für Radevormwald. Zum Beispiel der Service-Bereich, eine Spielgruppe für Kleinkinder mit Behinderung und weitere Angebote für Eltern.


Die Lebenshilfe folgte am 1. und 2.12.2007 der Einladung, am Adventsmarkt an der Wupper im Rader Stadtteil Vogelmühle teilzunehmen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der versprochenen Hütte wurde diesbezüglich doch noch alles gut: Der Verein bekamen einen Stand geliehen und pünktlich zum Marktstart war er wunderschön geschmückt und vorbereitet. Angeboten wurden neben Infos zu den Lebenshilfe-Aktivitäten in der Stadt marmorierte Kerzen (Verkauf und Mitmachangebot für Groß und Klein). Am 1.12. lief das Geschäft gut, das Wetter war bestens und viele Interessenten schauten sich die ausliegenden und aushängenden Informationen an. Leider war der 2.12. durchweg verregnet, kalt und windig. Dennoch wurde die Lebenshilfe auch an diesem Tag wahrgenommen und das ist wichtiger als beim Kerzenverkauf schwarze Zahlen geschrieben zu haben.


Überraschend bekam die Radevormwalder Lebenshilfe-Arbeit zu Weihnachten eine Spende der Stadtwerke und auch Peter F. übergab Frau Maurer eine großzügige Barspende für die Arbeit. Im Januar 2008 wird man sich mit dem Dezernat Technische Dienstleistungen, Fachbereich Bauverwaltung zusammensetzen: Es wird um die Anschaffung eines Sandspieltisches gehen, der es auch Kindern im Rollstuhl ermöglichen soll, am Hölterhof im Sand zu spielen.


Bürgermeister Dr. Josef Korsten wies in seinen diesjährigen Weihnachtsgrüßen an die Bürgerinnen und Bürger auf die Fortführung das Radevormwalder Modellprojekt zur Freizeitgestaltung für Menschen mit Behinderung als eine der beiden für ihn „schönsten Meldungen des Jahres“ hin. Neben der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und den sinkenden Arbeitslosenzahlen gebe auch die Kooperation mit der Lebenshilfe der Stadt Radevormwald „ein menschliches Gesicht. Auch hier wird Menschen, die unsere Unterstützung brauchen, Hoffnung, Zuversicht und Lebensfreude vermittelt.“


Quelle: www.rade-integrativ.de  

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