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Samstags-Treff am Ülfebad

Die neue Brücke über das Ülfebad wurde vor Kurzem mit einem großen Brückenfest eingeweiht. Heute besuchte die Gruppe vom Samstags-Treff der Jugendräume das schicke neue Bauwerk.

In Verbindung mit einem ausgiebigen Spielplatzbesuch und einem leckeren Picknick gestalteten die Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung den kurzweiligen Nachmittag. Von den Jugendräumen Bürgerhaus aus wanderten die 11 Kids gemeinsam mit ihren Begleiterinnen Sabine Maurer (hauptamtliche Projektleitung Rade integrativ), Edeltraud Heinrich (Ehrenamt) und Sarah Kolander (Ehrenamt) zum Ülfebad.

„Noch bevor wir richtig auf der Brücke waren, haben wir uns schon über den rollstuhlgerechten Zugang gefreut“, berichtet Maurer. Sowas ist durchaus erwähnenswert, denn sie weiß, dass rollstuhlgerechtes Bauen nach wie vor nicht selbstverständlich ist. Die Bedürfnisse von Menschen mit (körperlichen) Behinderung finden bei vielen Planungen nach wie vor keine angemessene Berücksichtigung. Die 29-jährige Sozialpädagogin weiß, wovon sie spricht. Immerhin kann sie im Herbst auf ein persönliches Jubiläum zurückblicken:

Seit 10 Jahren ist sie in der Freizeit- und Bildungsarbeit für und mit Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen aktiv. Und Ausflüge gehören in diesem Arbeitsbereich dazu. Aber auch in Radevormwald stand sie z.B. schon auf dem Schlossmacherplatz und hatte mit einem durch das Kopfsteinpflaster entgleisten Rollstuhlreifen schwer zu kämpfen. „Da mussten uns die Hausmeister vom Bürgerhaus mit Werkzeug helfen. Allein hätten wir das nicht richten können“, erinnert sie sich. Auch an die mehr als beschämende Situation, einem Gast öffentlich (!) beim Verrichten der Notdurft helfen zu müssen, weil Rade kein durchweg zugängliches Behinderten-WC hat, erinnert sie sich nur ungern.

„Das war unvorstellbar entwürdigend für den jungen Mann. Aber solche und ähnliche Situationen erlebt man fast überall und auch immer wieder“, berichtet sie bedauernd. Sie ist der Ansicht, dass Leute immer erst dann ein waches Auge für Missstände entwickeln, wenn sie selbst mal in einer Situation gesteckt haben, die ihnen unangenehm genug war oder in der sie sich hilflos und abhängig gefühlt haben.

Die neue Ülfebad-Brücke erfreute die Gruppe jedoch mit guter Zugänglichkeit. „Lässt sich hier leicht drüberschieben, der Rolli“, bemerkte Leon und auch den Weg zum Spielplatz konnte der Junge gut meistern. Zwar war es ein „bisschen blöd mit den vielen Steinen“, aber es ging.

Auf dem Spielplatz tobte sich die Gruppe dann richtig aus: Schaukel, Vogelnest, Klettergerüst, Rutsche, Karussell... Währenddessen breiteten die Begleiterinnen die mitgebrachten Decken aus und arrangierten die Picknick-Leckereien. Brötchen, Würstchen, Eier, Tomaten, Salat, Mineralwasser und zum Nachtisch noch was Süßes hatten sie eingepackt. Die Kids ließen es sich gut schmecken. Nach dem Spaziergang zum Ülfebad und dem Toben auf dem Spielplatz tat die Stärkung gut!

Als besonderes Angebot hatte Sabine Maurer noch für alle Gäste und Begleiterinnen je einen Einweg-Fotoapparat besorgt. So konnte jeder 24 eigene Bilder knipsen, die in der kommenden Woche zum Entwickeln gebracht werden. „Ich bin gespannt, was die Kinder interessant gefunden und fotografiert haben“, überlegte Sarah Kolander und half einem Mädchen beim Weiterspulen des Films. Hübsche Motive gab es auf jeden Fall genug. Das meint auch Edeltraud Heinrich, die den Blick auf die Brücke besonders schön fand.

Einen Schrecken versetzte ein Mädchen den Begleiterinnen, als sie sich auf der Suche nach dem Fußball ins Gebüsch schlug, plötzlich an der Leitplanke zur Ülfe-Wuppertal-Straße stand – und nicht mehr runterkommen wollte. Während Frau Heinrich die übrigen Kinder im Auge behielt, mussten Frau Maurer und Frau Kolander den Hang ebenfalls erklimmen und die Teenagerin mit Behinderung wieder runterholen. Die wollte aber nicht und machte sich einen Spaß daraus, die Anweisungen und Bitten der Begleiterinnen konsequent zu ignorieren oder gegenteilig umzusetzen. Schließlich gelang es dann doch, sie wieder auf den Spielplatz zu holen. Alle Beteiligten dreckig, von Dornen zerkratzt, aber ansonsten wohlbehalten.

Frau Maurer atmete tief durch: „Das kann immer mal wieder passieren“, erklärte sie und kommt nicht umhin sich zu fragen, ob die Abgrenzung zwischen Spielplatz und Straße eigentlich ausreichend ist. Steigung mit Büschen und Sträuchern, dann die Leitplanke - dann die Straße. Und an einer Stelle sogar ein Weg direkt vom Spielplatz zur Straße. Ohne Hindernisse... Ob z.B. Oma und Opa einem agilen Enkelkind (egal ob mit oder ohne Handicap) so schnell den Hang hinauf hinterherkommen könnten wie die zwei junge Frauen, ist zumindest sehr fraglich...

Aber gerechnet werden muss eben immer mit solchen Schrecksituationen: Plötzlich ist der Ball uninteressant und das ´Abenteuer` doch zu verlockend, die Gruppenregel zu übertreten. Denn natürlich ist eine der wichtigsten Regeln beim Samstags-Treff: Wir bleiben zusammen!

Trotzdem sich die meisten Kinder gerne an die Regel halten, muss immer mit Ausreißern gerechnet werden. Verlockend kann das Fenster ohne Kindersicherung sein, durch das man gut klettern kann, die Feuerschutztür, die nicht abgeschlossen werden darf, der Zaun um das Grundstück, der gute Trittflächen zum Überklettern bietet usw. Oder bei Ausflügen eben allgemein das unbekannte Gebiet, das erforscht werden will.

Aber davon lassen sich Frau Maurer und ihr Team nicht abschrecken. Doch wer meint, dass jeder dieser Verantwortung gerecht werden kann, dem muss die Sozialpädagogin eine Absage erteilen: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung gut arbeiten kann. Und ich denke auch, dass ein solch gesteigertes Verantwortungsbewusstsein, wie es unsere Arbeit erfordert, nicht erlernbar ist.“

Der Nachmittag am Ülfebad ging schnell vorbei und schon versammelte sich die Gruppe noch mal auf der Brücke. Ein Gruppenfoto zum Abschluss, die letzten Bilder auf den Kameras wurden geschossen. Dann waren auch schon die ersten Eltern da, um ihre Töchter und Söhne wieder in Empfang zu nehmen.

Um kurz nach 18 Uhr konnten auch Frau Maurer, Frau Heinrich und Frau Kolander den Heimweg antreten. Geschafft vom Tag, aber glücklich, den Kindern, Jugendlichen und nicht zuletzt auch deren Eltern einen weiteren schönen Nachmittag ermöglicht zu haben. Wer weiß, wie lange sie dazu noch die Gelegenheit haben...

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