Leserbrief: Grenze der Barrierefreiheit erst beim Mitmachen
„Anfahrt leicht gemacht – Zirkusbesuch trotz Behinderung“ lautet die Überschrift in der Rader Lokalpresse vom 6.8.2010. Aber die Grenze der selbstverständlichen Barrierefreiheit wird erst beim Mitmachen erreicht
Es geht darum, dass die Organisatoren des diesjährigen internationalen Zirkusbegegnungscamps versichern können, dass auch behinderte Angehörige der mitmachenden Kinder problemlos zum Zirkuszelt und zu einer rollstuhlgerechten Toilette gelangen können. Das sollte ja eigentlich selbstverständlich sein. Schön, dass noch mal explizit darauf hingewiesen wird. Schade jedoch, dass eines unerwähnt bleibt: Der Besuch (!) der Galavorstellung ist problemlos möglich. Egal ob mit oder ohne Behinderung. Aber eine aktive Teilnahme (!) am mittlerweile 11. Zirkuscamp in den Ferien war wiedermal nur nichtbehinderten Kindern vorbehalten. Kids mit Handicap waren zum Mitmachen bei der gemeinsamen Veranstaltung der Jugendämter Radevormwald, Gummersbach und Wipperfürth nicht eingeladen.
Ansprechpartner, die für eine kompetente Begleitung von Kids mit Handicap gerne gesorgt hätten, wären zumindest in Radevormwald leicht gefunden worden. Immerhin bietet der Verein Rade-integrativ e.V. seit 2007 eine Begleitung integrativer Ferien- und Freizeitangebote an. Naja, wenn der Junge im Rolli und das Mädchen mit Down-Syndrom ihren mitmachenden Geschwistern und Freunden im Zirkus Beifall klatschen wollen, wird ihnen wenigstens die Anfahrt leicht gemacht. Sie können barrierefrei auf die Zuschauerplätze gelangen und zwischendurch sogar in einer Sporthalle aufs Klo gehen. Die Grenze der selbstverständlichen Barrierefreiheit wird ja erst beim Mitmachen erreicht…
Sabine Maurer, Sozialpädagogin bei Rade-integrativ e.V.
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