Radrennen: Beikirch besiegte in spannendem Finale Telekom-Fahrer

22.07.2001: Ein toll besetztes Fahrerfeld, trockenes Wetter, bei der zweiten Auflage des Rader Industrie- und Handelspreises stimmte einfach alles.

Was war das für ein Jubel der 3.000 Zuschauer, als im letzten Jahr Marcel Wüst nach 75 Kilometern Alleinfahrt als erster die Ziellinie überquerte. Ob so eine Veranstaltung erfolgreich wiederholt werden könnte, fragten sich die Veranstalter bis gestern selbstzweifelnd, aber es gelang. "Wem ich auch von diesem Starterfeld mit all den Spitzenfahrern erzählt habe, man wollte es mir nicht glauben, dass so viel Klasse in Oberberg an den Start geht", berichtete MdB Friedhelm Julius Beucher, der gestern auch seinen 55. Geburtstag feierte.

Beucher hatte auch durch seine Kontakte dafür gesorgt, dass das Team Telekom mit drei Fahrern in Rade antrat. Vorjahressieger Wüst hingegen konnte nicht dabei sein, ließ aber Grüße in die Bergstadt ausrichten. Die Teams wurden von Monika Lichtinghagen-Wirtz, stellvertretende Geschäftsführerin des Sponsors BAV, und Vize-Landrat Rolf Schäfer begrüßt, der WDR übertrug das Finale des Rennens live im Fernsehen.

Bürgermeister Korsten (l.) übergab das Mikro an Geburtstagskind Beucher (M.), Organisator Behrensmeier schickte die Teilnehmer auf den 1,3 Kilometer langen Rundkurs.] Bürgermeister Dr. Josef Korsten freute sich über die"herausragende Sportveranstaltung " und, dass das Wetter mitmachte. Er dankte den Mitarbeitern der Verwaltung um Sportamtsleiter Hartmut Behrensmeier, ohne deren Arbeit das Radrennen nicht möglich sei. "Den Steuerzahler kostet das außer den Personalkosten keinen Pfennig, denn die Sponsoren haben alle Kosten und Preisgelder - insgesamt 10.000 Mark - übernommen", dankte Korsten den 18 Firmen. Möglich gemacht haben die Neuauflage des Radrennens wieder die Sponsoren, erklärte Organisator Behrensmeier. Neben den deutschen GS I-Teams (Group Sportive bis Platz 25 in der Weltrangliste) Telekom mit Danilo Hondo und Team Coast waren mehrere GS II und III-Mannschaften am Start. Ebenfalls dabei: Die Bahnweltmeister Stefan Steinweg und Erik Weispfennig, die Welt- und Olympiasieger Jens Lehmann und Guido Fulst sowie Festina-Radler Steffen Radochla, der letztes Jahr in der Bergstadt Zweiter wurde.

[62 Runden mussten die Rennradler auf dem Rader Rundkurs absolvieren.] Ein spannendes Rennen war also garantiert - und das gab es dann auch. Als die knapp 100 Fahrer um 18 Uhr von Bürgermeister Korsten und Beucher auf den 1,3 Kilometer langen Rundkurs geschickt wurden, ging es ganz schön zur Sache. 44 Kilometer pro Stunde fuhren die Profis im Durchschnitt, erreichten Spitzengeschwindigkeiten von über 50 "Sachen". Schon nach wenigen Runden setzte sich ein Grüppchen ab und zog dem Feld davon.

Behrensmeier (2.v.l.) stellte das Team Telekom vor.] Nach der Hälfte der 62 Runden hatte diese Siebener-Gruppe mit Danilo Hondo und Thorsten Hiekmann (Team Telekom), Andreas Kappes und Andreas Beikirch (Team Agro Adler Brandenburg), dem Australier Corry Sweet (Team Bankgiroloterij/Batavus) sowie Dennis Haueisen und Enrico Poitschke (Team Wiesenhof/DHfK Leipzig) bereits 20 Sekunden vor dem Feld herausgefahren, das abwechselnd von Stefan Kupfernagel und Michael Schlickau oder dem Südafrikaner Ryan Cox (Team Cologne), dem Weltmeister von 92 und Olympiasieger Daniel Becke oder Bekim Christensen (Team Coast) oder dem Dritten der deutschen Meisterschaft Christian Wegmann angeführt wurde.

[Knapp 80 Kilometer lang ist die Strecke, die die Profis in anderthalb Stunden fahren.] 25 Sekunden lang war der Abstand, als noch 26 Runden zu fahren waren. Bei dem Wahnsinnstempo der Spitzengruppe hatte das Feld keine Chance, heranzukommen. Dann schrumpfte der Abstand wieder, als Cox das Feld doch näher heranführte; 18 Sekunden, 13 - noch 17 Runden hieß es, als das Feld wieder so nah an die Ausreißer herangekommen war, dass es sie auf den Geraden sehen konnte, "der ein oder andere ganz vorne ist in Gedanken schon beim Schlussspurt", erklärten die Sprecher Hubert und Stefan Rosiejak aus Gelsenkirchen aufgeregt den Zuschauern. Durch diese Ablenkung würde die Spitzengruppe etwas langsamer, während das Feld durch den Sichtkontakt angespornt werde.

Allerhand einfallen ließen sich die Zuschauer bei der zweiten Auflage des Radrennens in der Bergstadt.] Schlag auf Schlag ging es weiter: In der nächsten Runde fiel Andy Kappes als erster aus der Spitzengruppe heraus, nur eine Umdrehung auf dem Kurs bröckelte es weiter, auch Hondo, Sweet, Haueisen und Poitschke konnten das hohe Tempo an der Spitze nicht mehr mitgehen und fielen in das Feld zurück. Auf und davon machten sich die beiden verbliebenen: Sprint-Experte Beikirch und der junge Telekom-Fahrer Hiekmann, 17 Sekunden betrug ihr Vorsprung da.

[Mit über 50 "Sachen" schossen die Radler an den Tausenden Zuschauern vorbei.] Immer wieder wechselten sich die beiden ganz vorne ab, fuhren tolle Zeiten. Team Coast versuchte immer wieder Angriffe, aber sofort waren die Strampler von Telekom und Adler zur Stelle, um ihre beiden Spitzenleute vorne zu schützen. Die hatten inzwischen bis zu 48 Sekunden Vorsprung herausgefahren, lieferten sich ein spannendes Duell um den Sieg, immerhin winkten dem Ersten 2.000 Mark Siegprämie. "Was geben die beiden Gas, fahren hohe Übersetzungen und lassen die anderen nicht mehr ran", überschlugen sich die Streckensprecher beinah vor Aufregung.

Beikirch ließ in den letzten Runden den jungen Hiekmann vorne fahren, taxierte ihn und bereitete sich auf den Schlussspurt vor. Zum letzten Mal kamen die beiden auf die Zielgerade und näherten sich dem Start- und Zielbereich beim Penny-Markt, traten kräftiog in die Pedale und der erfahrene Sprinter Beikirch entschied diesen Spurt wieder einmal für sich, überquerte den Schlussstrich weniger als eine Sekunde vor Hiekmann. Dritter wurde als Erster im Verfolgerfeld Andre Schulz vom Team Wiesenhof.Bei der Siegerehrung durfte Beikirchs sechsjähriger Sohn Max mit aufs Treppchen, wenig später posierte die ganze Familie für die Fotografen. Insgesamt hatten das Ziel noch rund 50 Fahrer gesehen, fast die Hälfte der Starter hatte das hohe Tempo über 77 Kilometer nicht mithalten können und hatte aufgegeben. Für die Zuschauer nicht schlimm, die konnten sich zudem anschließend noch auf ein zweistündiges Open Air-Konzert mit der Wuppertaler Band "Net Work" freuen.

[Harter Zweikampf am Schluss: Beikirch (l.) und Telekom-Sprinter Hiekmann schenkten sich nichts (linkes Bild); Beikirch gewann das Rennen.] Ergebnisse: 1. Andreas Beikirch, Agro Adler Brandenburg 2. Thorsten Hiekmann, Team Telekom 3. Andre Schulze, Team Wiesenhof 4. Steffen Radochla, Festina 5. Danilo Hondo, Team Telekom 6. Malte Urban, Team Coast 7. Robert Förster, Team Nürnberger 8. Jonas Owczarek, Agro Adler Brandenburg 9. Martin Winkelmann, ISBO Lotusan Cottbus 10. Stefan Adamsson, Team Coast

[Sportamtsleiter Behrensmeier (r.) gratulierte (v.l.n.r.) Hiekmann, Beikirch (mit dem sechsjährigen Sohn Max) und Schulze.] 11. Rene Obst, KED - Bianchi Team Berlin 12. Stephan Schruff, Team Athleticum Principia 13. Andreas Günther, TEAG Team Köstritzer 14. Tjarco Cuppens, Flanders-Prefetex 15. Timo Scholz, Team Wiesenhof 16. Dennis Haueisen, Team Wiesenhof 17. Bekim Christensen, Team Coast 18. Enrico Nicolai, Team Wiesenhof 19. Raymond Meijs, Team Cologne 20. Jos Lucassen, Team Cologne RSA/NED21. Christoph von Kleinsorgen, Team Coast 22. Michal Kalenda, Wüstenrot-ZVVZ/CZ 23. Carsten Gottschalk, Team Wiesenhof 24. Hans-Jürgen Juretzek, Team Athleticum Principia 25. Sven Steiner, KED - Bianchi Team Berlin 26. Jan Pockrandt, ISPO Lotusan Cottbus 27. Steven De Neef, Bankgiroloterij/Batavus 28. Ryan Cox, Team Cologne RSA/NED 29. Ralf Grabsch, Team Telekom 30. Björn Glasner, Team CologneQuelle: Oberberg-AktuellAutor: Oliver Mengedoht

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