Redemanuskript zum TOP Namensvergabe Sekundarschule
für die AL-Fraktion Rolf Ebbinghaus
Wir entscheiden heute über den Namen unserer Sekundarschule.
Erinnern Sie sich noch, wie mühsam es war, für diese Schulform zu
werben. Damals haben wir fast einstimmig den Errichtungsbeschluss
gefasst und wir hätten es begrüßt, wenn wir jetzt mit einer ebenso
breiten Mehrheit für einen Namen votieren würden! Das Verfahren, dass
sich nun abzeichnet, ist suboptimal. Insbesondere der von Herrn Lorenz
künstlich herbeigeredete Zeitdruck, verhindert, dass die Politik in einen
unbedingt notwendigen Diskurs mit der Schulgemeinde eintreten kann.
Malala Yousafzai ist ein Name aus einem anderen Kultur- und
Sprachkreis. Dieser Name ist nicht eingängig und schwierig
auszusprechen. Die Bedenken, dass sich daraus Nachteile ergeben
könnten, muss man ernst nehmen. Aber …
Normalerweise will man mit der Namensvergabe eine Erinnerung
wachhalten und den Namensträger ehren. Das steht bei dieser
Namenswahl, so wie wir sie verstehen, aber offensichtlich nicht im
Vordergrund. Hier geht es eher darum, mit diesem Namen etwas zum
Profil der Schule beizutragen. Malala Yousafzai ist als Kind in einer eher
bildungsfeindlichen Gesellschaft für Bildung eingetreten. Unsere Kinder
besitzen die Schulpflicht, sie empfinden Schule weniger als Angebot,
sondern mehr als Last. Wenn die Schülerinnen und Schüler der
Sekundarschule mit diesem Namen den Perspektivwechsel befürworten,
so können wir das nur begrüßen. Malala Yousafzai ist aber nicht nur
allgemein für das Recht auf Bildung eingetreten, sondern vor allem auch
für das Recht auf Bildung von Mädchen, und damit einer benachteiligten
Bevölkerungsgruppe in ihrer Gesellschaft. Diese extreme Form der
Benachteiligung haben wir wohl inzwischen hoffentlich überwunden.
Dennoch muss man dem deutschen Bildungssystem vorhalten, dass der
Erfolg innerhalb dieses Systems viel zu sehr von der gesellschaftlichen
und beruflichen Stellung der Eltern abhängig ist. Es gehört zum Auftrag
der Sekundarschule, die Benachteiligung von Kindern aus
bildungsferneren Schichten auszugleichen und damit für mehr
Chancengleichheit zu arbeiten. Insofern passt der Name Malala
Yousafzai wie kein anderer zum Schulprofil dieser Schule.
Wir halten es aber auch für wichtig, an das Schicksal und die politische
Botschaft der Geschwister Scholl zu erinnern. Dieser Name kann nicht
mit dem Adjektiv „unmodern“, wie es der ehemalige
Schulausschussvorsitzenden Herr Lorenz getan hat, belegt werden.
Schaut man sich unsere gegenwärtige politische Situation an, in der
Intoleranz gefordert, ja gelebt wird, und autoritäre Führungsstile bejubelt
werden, gibt es nichts moderneres als die Botschaft der Geschwister
Scholl.
Insofern würden wir es sehr bedauern, wenn dieser Name mit der
Schließung der Hauptschule aus dem Bildungsbereich in Radevormwald
verschwinden würde. Diesen Namen aber einfach auf die neue Schule
zu übertragen ist jedoch keine gute Idee. Die Gegner und Zweifler des
Konzeptes der Sekundarschule haben immer behauptet, es handele sich
eigentlich um eine Hauptschule unter neuem Namen. Wir sollten mit der
Namensvergabe dieses Vorurteil und die falsche Botschaft nicht weiter
nähren!
Deshalb haben wir ihnen vorgeschlagen, den Namen Geschwister Scholl
durch eine Umbenennung eines Teils der Hermannstr. zu erhalten. Dann
ständen alle weiterführenden Schulen mit diesem Namen weiterhin in
Verbindung.
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Zuletzt aktualisiert am: 11.07.2018. 1704 27.12.2024).
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