Zur Berichterstattung der Bergischen Morgenpost über den ÖPNV in Radevormwald

Felix Staratschek, sachkundiger Bürger der Alternativen Liste Radevormwald (AL) im Verkehrsausschuss nimmt Stellung zu Aussagen in der Bergischen Morgenpost zur Verkehrspolitik, OVAG und ÖPNV-



Von Felix Staratschek


Betrifft: 


Bergische Morgenpost





a) Freitag 10.08.2018:


Busse - oft gedordert, selten genutzt






und:






b) Samstag 11.08.2018


Verantwortung übernehmen möchten nur wenige 


https://rp-online.de/nrw/staedte/radevormwald/falscher-umgang-mit-dem-oepnv-nachwuchsprobleme-bei-der-kirche_aid-24310015

Facebookseite der Bergischen Morgenpost zum Thema:
https://www.facebook.com/bm.wermelskirchen/posts/1051593281681078


Als Inhaber einer Monatskarte und sachkundiger Bürger der AL im Verkehrsausschuss muss ich der Morgenpost widersprechen und bin erstaunt über die oberflächliche und klischehafte Berichterstattung zum ÖPNV. Am Samstag schrieb der Redakteur  Stefan Gilsbach von der BM "oft transportieren die Fahrer nur Luft durch die Gegend". Mit anderen Worten, es wird hier unterstellt dass hier eine sinnlose Leistung erbracht wird und der ÖPNV wird schlecht geredet, weil den angeblich niemand nutzt. Bezogen auf den Bürgerbus kann es leere Fahrten geben, aber der Bürgerbus fährt nirgendwo "oft". Es gibt keine Bürgerbuslinie an allen Betriebstagen den gleichen Fahrplan hat. Der Bürgerbus bietet eine Minimalmobilität in einem Bereich, wo eigentlich die Politik ein flächendeckendes System von Anruf-Sammeltaxen anbieten müsste. Dabei kann man ermitteln, welche Fahrten oft bestellt werden und daraus eine normale Linenfahrt erstellen. 





 


Ein Bus der OVAG wartet in Wuppertal Oberbarmen auf Fahrgäste

 





In den Umläufen der Busse gibt es natürlich Fahrten, die wenig nachgefragt sind und es gibt auch ab und zu leere Busse, aber dann gab es in der Regel in der anderen Richtung eine Nachfrage und der Bus muss nun mal aus betrieblichen Gründen zurück fahren. Wenn ich gegen 23 Uhr aus der Spätschicht von Remscheid Lennep nach Hause fahre sitzen meist 4 bis 6 Leute im Bus, die jedoch ab Herbeck aussteigen, so dass evt. ab der Haltestelle Lindenbaumschule niemand mehr im Bus sitzt. Das heißt aber nicht, dass dieser Fahrer nur warme Luft durch die Gegend fährt. Der Bus von Wuppertal nach Remscheid ist in Remscheid Hasten nach 22 Uhr auch nicht voller besetzt. 



Leider sind die Buslinien am Busbahnhof gebrochen, so das der ÖPNV für die Fahrt zum Rader Industriegebiet für Leute aus Remscheid, Herbeck und Bergerhof nicht attraktiv ist und weil die Fahrten der Linie 134 innerhalb Radevormwalds nicht im VRS- Tarif sind. Man kann es auch keinen Pendler zumuten mit zwei Tarifen und schlechten Anschlüssen von Halver nach Remscheid zu pendeln. Durchgehende Fahrten Remscheid - Lüdenscheid könnten da viele Potentiale erschließen. (Die 134 wird gerade ausgeschrieben und wenn die OVAG es richtig macht, macht die ein gutes Angebot für einen Ortsbus in Rade mit Schülertransport und die 134 mit durchgehenden Fahrten Lennep - Lüdenscheid. und einen VRS- Tarifkragen bis Lüdenscheid.)



Nun zum Bericht vom Freitag:

1. Wenn man einen neuen Fahrplan einführt, sollte man zuerst daran denken, dass sich in den schon fahrenden Bussen Fahrgäste befinden, die sich genau an diese Zeiten angepasst haben.

2. Neuerungen sollten möglichst so eingeführt werden, dass es die bisherigen Kunden so wenig wie möglich negativ trifft. Das wurde aber bei der Einführung zusätzlicher Fahrten über Önkfeld nicht beachtet

3. Verbesserungen brauchen Zeit bis die angenommen werden, da die Menschen ihre Mobilität schon bisher organisiert haben und in andere Möglichkeiten erst mal hineinwachsen müssen.

4. Ein Angebot muss gut sein, mit einem rudimentären Fahrplan erreicht man auch nur wenige Fahrgäste. 





5. Sinnvoll wäre eine Konsultation der Öffentlichkeit mit Entwürfen für neue Fahrpläne und der Chance, dass sich Fahrgäste und Verkehrsausschüsse damit befassen können.

Die OVAG hat alle Fehler gemacht, die man machen kann: 





---Es wurden neue Busse eingeführt, was gut ist, statt aber die neuen Busse alle über Önkfeld zu schicken, wurden Busse, die bisher im Grundtakt über Dahlhausen - Herbeck und Bergerhof fuhren verlegt und die Fahrgäste, die sich genau auf diese Fahrten eingestellt haben verprellt. 





---Der gute Fahrplan  zwischen Herbeck und Radevormwald, den  bisher die Linien 626 und 671 zusammen anboten, wurde zerschlagen. Man kann zwar vormittags 2 mal pro Stunde auf dem Abschnitt Herbeck - Bergerhof - Radevormwald pendeln, aber  statt etwa zum Halbstundentakt fahren heute vormittags die Fahrten ziemlich zeitnah und dann kommt eine sehr lange Pause. Da vor allem Vormittags viele Leute die Innenstadt aufsuchen, hat man so für Herbeck und Bergerhof den ÖPNV massiv verschlechtert.


---Statt zu einem attraktiven Ziel wie dem Wuppermarkt fahren die zusätzlichen Bustouren nach Grunewald. Das ist aber ein Ortsteil, der weder das Fahrgastpotential für solche Busse hat, noch ist es ein beliebtes Ziel. Im Gegenteil, Fahrten, die bisher den Wuppermarkt bedienen fahren nun über Herkingrade so dass die Haltestellen "Auf der Brede" und "Herkingrade" gar nicht an den Wuppermarkt angebunden sind und andere Haltestellen seltener. Ideal wäre es gewesen, wenn der Parkplatz vom Wuppermarkt der Wendeplatz der zusätzlichen Busse wäre, dann wären mehrere 1000 Einwohner direkt an den Wuppermarkt angebunden.   


----Es fehlen noch immer die Haltestellen an allen Hofschaften und Siedlungen der Önkfelder Linie. 





---Der Schülerverkehr ist noch nicht auf die Önkfelder Fahrten verlagert.

---Die Verbindung von Herbeck und Bergerhof mit Wuppertal wurde verschlechtert.

Wirklich attraktiv wäre der Ringbus, den ich 1996 das erste mal vorgeschlagen habe. Der Ringbus sollte die Linien 626, 659 und 671 ersetzen und in beiden Richtungen von Lennep über Radevormwald und die Wupperorte nach Lennep oder Lüttringhausen fahren. Das brächte den Bus näher an das Industriegebiet, Önkfeld und Herkingrade sowie der Wuppermarkt würden von alllen und nicht nur von einigen Bussen erschlossen.  









Stefan Gilsbach schreibt am Freitag, "dass ein Teil der Politik  mit der OVAG fremdelt". Das ist kein Wunder. Die OVAG hat den Schulbus viel zu teuer angeboten und jährlich ohne Gegenleistung 200.000 Euro aus Radevormwald abgezogen und war nicht bereit diese Gelder einzusetzen, den Schulbus nur für Schüler in einen Ortsbus für alle Menschen umzubauen und einen Ferienfahrplan einzuführen, was mit diesem Betrag leicht möglich gewesen wäre. Auslöser war das Gemeindeprüfungsamt, dass feststellte, dass unter den untersuchten Gemeinden Radevormwald den mit Abstand teuersten Busverkehr hat. Ein Redakteur, der gut recherchiert und von aktiven Bürgern auch die Hinweise auf diese Tatsachen bekommt, kann doch so was nicht übersehen. Axel Schröder (FDP) berichtet im Ausschuss, dass die OVAG- Tochter "Der Radevormwalder" jährlich 200.000 Euro an die Muttergesellschaft überwiesen hat. Da Radevormwald für den Schülerspezialverkehr rund 750.000 Euro im Jahr zahlt, ist das ein Betrag, mit dem man ohne Probleme den Schulbusverkehr auf die Ferien und Wochenenden ausweiten könnte - wobei zu diesen Zeiten nur ein oder maximal 2 Busse im Einsatz sein sollten. An Schultagen fährt die OVAG akut 6 Linien. 

Trotz dieser Zustände, dass die OVAG im Geld von Radevormwald schwimmt, sagte die OVAG ganz klar, dass es mit ihr keinen Ortbus auf Grundlage des Schülerverkehrs geben werde. Und dass war für mich der Auslöser zu sagen, wir müssen den Verkehr ausschreiben, in der Hoffnung, einen Verkehrsbetrieb zu finden, der kooperativer ist. Das kann auch die OVAG sein, wenn die dazu lernt und ein gutes Angebot macht.

Ausschreibungen im Busverkehr: http://viertuerme.blogspot.com/2018/07/ausschreibungen-von-busverkehrsleistung.html 





Medien, wie die Zeitungen, werden auch die vierte Gewalt im Staat genannt, die Informative. Zeitungen können durch guten investigativen Journalismus Verwaltungen und Politikern Beine machen, dass diese sich wirklich für das Wohl der Menschen einsetzen.  





In Radevormwald wollten die Verwaltung und die CDU möglichst alles so lassen wie es ist und haben so die Menschen verraten, die von einem Ortsbus profitieren würden. Verwaltung und CDU hätten zugunsten der Radevormwalder geschlossen die OVAG unter Druck setzen müssen, in Radevormwald endlich den Ortsbus einzuführen. Aber aufgrund der oberflächlichen Berichterstattung konnten CDU und Verwaltung dieses Thema immer wieder verschleppen und hofften nun, dass der so erzeugte Zeitdruck den Stadtrat dazu bringt, deren Arbeitsverweigerung nachträglich zu legitimieren. 





Das hat zum Glück nicht geklappt. Aber ich fange an mit der Bergischen Morgenpost zu fremdeln, wenn diese die ganzen Hintergründe ihren Lesern vorenthält und behauptet, eine gute Entscheidung des Rates, die Aussicht auf bessere Busverkehre schafft, sei ein fremdeln mit der OVAG, so als ob die OVAG sich immer zum Wohle der Menschen in Radevormwald verhalten hätte. Warum die CDU sich so zu Lasten von Radevormwald hinter die OVAG stellte, ist mir ein Rätsel, da "Der Radevormwalder" zu 100% der OVAG gehören soll und es somit keine weitere Person gibt, die davon profitiert.  





Eine Kleinigkeit am Rande: Als die OVAG den Sommerfahrplan einführte hingen noch wochenlang die Fahrpläne vom Winterfahrplan an den meisten Haltestellen. Auf der Anhörung der OVAG, habe ich die Vertreter der OVAG noch einmal darauf aufmerksam gemacht. Nach einiger Zeit wurden dann die Fahrpläne ausgetauscht. Wer die veralteten Fahrpläne befolgte drohte zu spät zum Bus zu kommen, weil viele Abfahrten Richtung Wuppertal um einige Minuten vorverlegt waren. Aber leider ist die Geschichte damit nicht zu Ende, denn die OVAG hat für die Linie 671 einen unvollständigen Fahrplan aufgehangen, auf dem eine tägliche verkehrende Busfahrt nach 21 fehlt. Ich habe auch darauf die OVAG hingewiesen, aber die Fahrpläne wurden noch nicht aktualisiert. 





Es ist nicht alles optimal beim ÖPNV, aber das hat politische Ursachen. Verglichen mit anderen Städten steht Radevormwald recht gut da durch zwei Buslinien im Stundentakt, durch Busverkehr vom Bahnhof Lennep täglich bis 23.54 Uhr und an Wochenenden noch 2 weiteren Fahrten bis 1.54 Uhr. Radevormwald hat weniger ÖPNV, als vergleichbare Orte mit eigenen Ortsbus. Im Oberbergischen Kreis jedoch haben tagsüber Bergneustadt, Engelskirchen und Wiehl einen deutlich besseren Busverkehr, z.T. zusätzlich zur stündlichen Oberbergischen Bahn, die auch Marienheide bedient. Würde Radevormwald analog behandelt, würde die Linie 671 ganztägig alle 20 Minuten fahren. 





Auch wenn der Busverkehr nicht so gut ist, wie wünschenswert, würde ich dem ÖPNV die Note 2 Minus geben. Denn man kann per Bus zur Arbeit und zu anderen Anlässen nach Remscheid fahren und wenn mal in Lennep ein Anschluss nicht klappt, gehe ich dort Einkaufen. Nahe am Bismarckplatz sind Supermarkt und Disconter im alten Karstadt und das Reformhaus mit leckeren Vollkornbroten in der Altstadt und ein REWE am Kreishaus hat bis Mitternacht auf. Es gelingt mir daher meistens die Zeiten sinnvoll zu nutzen. 





Was mich wundert ist, dass ich Kommentare, die ich auf der Facebookseite der Morgenpost gesetzt hatte, nicht mehr finden kann, warum auch immer. 





Anstatt pauschal zu behaupten, dass Busse "selten genutzt" werden, wäre es doch mal eher angebracht darüber zu berichten, wie die Fahrgäste Bus fahren und wann die Busse fahren. Früher hat die Morgenpost einen Fahrplan herausgegeben, der lag bei uns immer neben den Telefonbüchern. 





Es sind ja gar nicht so viele Fahrpläne für Radevormwald, die man in einer Sonderbeilage veröffentlichen müsste: 





Linie 134 Radevormwald - Halver - Lüdenscheid






Linie 626 Radevormwald - Wuppertal






Linie 671 Radevormwald - Remscheid 



Auch hier fehlt nach 21 Uhr ein Fahrtenpaar 





Linie 339 Radevormwald Hückeswagen






Im Tagesrandverkehr und am Wochenende muss man teilweise über Lennep nach Hückeswagen fahren: 


Linie 336 Remscheid Lennep - Hückeswagen - Wipperfürth - Gummersbach









Nach Wuppertal kann man auch über Lennep mit der S 7 fahren:






Interaktive Streckenkarte des elektronischen Kursbuches der DB, Region NRW:



Autor: Felix Staratschek


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