Damals: Zugunglück in Dahlerau

46 Menschen starben bei dem Unglück am 27.05.1971

Am 27. Mai 1971 kamen 61 Schüler der Abschlussklasse der Geschwister-Scholl-Schule mit 5 Lehrern und einer Mutter von einer Abschlussfahrt nach Bremen zurück. Bei der Rückfahrt mit der Bahn kam es zu dem tragischen Unfall der bis heute bleibende Erinnerungen bei den Bürgern unserer Stadt hinterlassen hat: Der zweiteilige Triebwagen VT 171 befuhr kurz nach 21.00 Uhr die Strecke zwischen Beyenburg und Radevormwald. Von Radevormwald aus kommend wartete ein Güterzug vom Typ 212 auf die Freigabe durch den Fahrdienstleiter, damit dieser die eingleisige Strecke in anderer Fahrtrichtung befahren konnte. Durch ein Missverständnis zwischen dem Fahrdienstleiter des Vorortbahnhofes in Dahlerau und dem Fahrer des Güterzuges fuhr dieser jedoch schon ab, bevor der Triebwagen den Bahnhof passierte. Der Fahrdienstleiter hat noch versucht, den losfahrenden Zug zu stoppen, konnte jedoch nicht mehr aufspringen, da dieser schon zu viel Fahrt aufgenommen hatte. Kurze Zeit später (ca. 800 Meter vom Bahnhof Dahlerau entfernt) kam es dann zu dem verheerenden Zusammenstoß zwischen den beiden Zügen, bei dem der Triebwagen 100 Meter weit zurückgedrückt wurde. Der erste Schienenbus wurde bis auf ein Drittel seiner Größe zusammengedrückt.

Die Nachricht des Unfalles verbreitete sich wie ein Lauffeuer und es wurde sofort Katastrophenalarm ausgelöst. Die ersten Helfer waren bereits kurz nach dem Unglück vor Ort. Die Feuerwehr, Polizei und Sanitäter aus den umliegenden Städten Wuppertal, Remscheid und Solingen kamen mit hinzu. Die Eltern, die mittlerweile auch von dem Unglück erfahren hatten, eilten sofort zum Ort des Geschehens und versuchten zu Ihren Kindern zu gelangen, wodurch die Rettungsarbeiten wesentlich erschwert wurden, ebenso wie durch das unwegsame Gelände, von dem aus man nur sehr schwer zur Straße gelangen konnte, an der bereits die Krankenwagen standen. Die Helfer arbeiteten dennoch unermüdlich, um die Verletzten schnellstmöglich aus dem Wrack zu bergen. Für viele der Opfer kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die Verstorbenen wurden in die Turnhalle Bredderstraße geschafft, um dort von den angehörigen identifiziert werden zu können. Insgesamt starben 46 Menschen (41 Schülerinnen und Schüler, zwei Lehrer, eine Mutter und zwei Bahnbeamte).

Die Stadt Radevormwald glich am 02. Juni, dem Tag der Trauerfeier, einer verlassenen Stadt. Die Geschäfte wurden geschlossen und in den Auslagen waren Schilder mit der Aufschrift "Wir trauern mit den Hinterbliebenen der Zugkatastrophe". Vereine und Gewerbetreibende sagten Veranstaltungen und Vorstellungen ab und Taxen fuhren mit Trauerflor. Die Trauerfeier für die Unglücksopfer wurde von 10.000 Menschen besucht. Unter den Trauernden waren auch der damalige Bundeskanzler Brandt, der Verkehrsminister und der Bundesratspräsident. In großer Hitze versammelte sich eine riesige Menschenmasse auf dem Radevormwalder Kommunalfriedhof. Der Großeinsatz von Helfern und Sanitätern war erforderlich, da sehr viele Menschen aufgrund Ihrer Trauer und der starken Hitze zusammenbrachen. Ein Onkel eines Opfers verstarb bei der Trauerfeier aufgrund eines Herzinfarktes. Es kamen Kranzschleifen von allen örtlichen Vereinen, Ausländergruppen, der Stadt, der Bundesbahn, den um liegenden Städten, aus Bocholt, Frankreich und England. Die Feuerwehr stand Ehrenwache an diesem Tag.

Die Schuldfrage wurde jedoch bis heute nicht geklärt, da die Aussagen der beiden Beschuldigten voneinander abwichen. Der Fahrdienstleiter hat ausgesagt, er wäre nur auf das Bahngleis getreten und hätte noch kein grünes Licht gegeben, der Lokführer sagte aus, er hätte grünes Licht bekommen und wäre daraufhin losgefahren. Da der Fahrdienstleiter vor Eröffnung des Verfahrens bei einem Autounfall ums Leben kam (es wurde nachgewiesen, dass es sich nicht um einen Selbstmord gehandelt hat), wurde die Verhandlung nicht mehr aufgenommen.

Anmerkung: Der Unfall trug mit dazu bei, dass die Deutsche Bundesbahn den Zugfunk einführte. 

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