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Bürgermeisterkandidat Buckesfeld: Marktöffnung löst keine Problemursache

Buckesfeld zur Stadtentwicklung und zum Innenstadtmarketing: An den Nutzerbedarf angepasste Angebote, Berücksichtigung des demografischen Faktors, professionelles (Innen-) Stadtmarketing und "schamloses" Abkupfern bei erfolgreichen Vorreitern

Buckesfeld dazu in unserem Forum: "Meine stadtentwicklungspolitische "Vision" -bezogen auf Ihre Ausführungen- baut im wesentlichen auf 3 Säulen kommunalen Engagements auf:

  1. qualitativ hochwertige, aber einem objektiv ermittelten Nutzerbedarf angepasste Angebote für Kinder und Jugendliche (ich wiederhole mich: "Qualität geht vor Quantität" - lieber wenige gute Standorte für KiGa´s, Schulen, Verwaltungseinrichtungen wie z.B. Sporthallen als viele Einrichtungen in "beklagenswertem" und unwirtschaftlichem Zustand - Stichwort: "klein aber fein"),
  2. Anpassung der Stadtentwicklung an den "demografischen Faktor", also Zurverfügungstellung moderner Wohnformen für "junge" und auch "alte" Senioren (keinesfalls nur Altenheime sondern stadtnahe altengerechte Wohnungen) und
  3. der Versuch, durch ein konzertiertes Engagement von Rat, Verwaltung und Bürgerschaft/ Einzelhändlern, eingebettet in ein -endlich einmal- professionell organisiertes und finanziertes (Innen-)Stadtmarketing den Wohnstandort Radevormwald für o.a. Gruppen attraktiver zu machen."

Auch zum Innenstadtmarketing äussert sich der Bürgermeisterkandidat sehr ausführlich:

"Radevormwald wird aufgrund seiner regionalen Lage voraussichtlich nie ein Standort sein, der über die Ansiedlung von Einzelhändlern für den täglichen und kurzfristig zyklischen Bedarf hinaus geeignet sein wird. Diese Funktion ist bereits gesetzlich/ regionalplanerisch den größeren Städten (Mittelzentren, Oberzentren) der Region vorbehalten, die Abstimmung erfolgt darüber hinaus durch die Kunden "mit den Füßen" (z.B. durch das Internet).

Großflächige „Magneten“, wie z.B. Discounter, Handelsketten etc. haben ihre Strategie erheblich verändert (Konzentration von Standorten, raus aus den Innenstädten an die Peripherie, Flächenvergrößerungen, "auto-freundliche" Standorte, etc.). Die Flächenumsätze bei den "Großen" sinken stetig.

Es wird also grundsätzlich sehr schwer sein, die für die "kleine" Einzelhändlerschaft einer Stadt sehr wichtigen "Magneten, "Frequenzbringer" in die Stadt zu holen, weil es einfach derzeit "der Markt nicht hergibt". Ob und in welchem Umfang Planungen wie „Holzmann“ und „Bergerhof“ hier kontraproduktiv bzw. vorteilhaft sein wird, ist genauestens zu untersuchen.

Die Kaufkraft in Radevormwald war immer eher durchschnittlich und sinkt aufgrund wirtschaftlicher und demografischer Entwicklungen voraussichtlich weiter (weniger und ältere Bevölkerung, weniger konsumfreudig). Radevormwald ist eine Auspendlerstadt, die Kaufkraftbindungs-Quote (was bleibt an Geld in der Stadt) ist ebenfalls eher durchschnittlich bis schlecht. Die Stadt hat hier eine erhebliche Steuerungsverantwortung für die Rahmenbedingungen.

Innenstadtmarketing sollte sich keinesfalls „nur“ als Einzelhandelsmarketing verstehen – die Innenstadt war schon immer und ist auch heute viel mehr als nur ein Einkaufzentrum, nämlich ein Raum zum Verweilen, Kommunikationsort, Wohnort, Erlebnisraum, „Heimat“, etc..

Daher bin ich überzeugt, dass auch die Öffnung von Teilen des Marktes die grundlegenden strukturellen Probleme nicht löst – allenfalls bedeutet die Öffnung eine „Geste“ gegenüber dem örtlichen Einzelhandel und sollte allenfalls temporär zunächst "getestet", dann ggfls. -räumlich, zeitlich und mengenmäßig begrenzt- zugelassen werden.

  • Was können „die Einzelhändler und Eigentümer“ tun: Zitat: "Der Einzelhändler heißt Einzelhändler, weil er einzeln handelt" – dies ist ebenfalls Teil der „Misere“. Die Einzelhändler sollten sich z. B. endlich auf einheitliche Ladenöffnungszeiten einigen (ich verfolge diese Diskussion sein nunmehr 12 Jahren) – sie können aber nur selbst beschlossen werden. In der Radevormwalder Innenstadt werden die Immobilienpreise keinesfalls durch die Stadt beherrscht (anders als in Neubau-Wohngebieten), daher können nur die Eigentümer durch "Bescheidenheit" und Marktfähigkeit in Preis und Ausstattung "Ihrer" Immobilie punkten. Die Stadt könnte hier jedoch z.B. eine Beratungsleistung (Wirtschaftlichkeitsberechnungen) für die Eigentümer mit dem Ziel anbieten, die Mietpreise den „Marktbedingungen“ stärker anzupassen. Ein monatelanger Leerstand ist nämlich ggfls. erheblich unwirtschaftlicher als die zügige Vermietung zu einem „angemessenen“ Preis der den Händlern „Luft zum Atmen“ lässt.
  • Welche Einflussmöglichkeiten besitzt „die Stadt“ Radevormwald: Aufgrund der „schlechten“ Erfahrungen mit der Umsetzung des ersten Einzelhandelskonzeptes Ende der 90er-Jahre sollte die Stadt/ die Verwaltung m.E. nunmehr endlich erheblich schneller agieren/ reagieren als bisher, konsequent das Heft zur Koordination aller in der Stadt geplanten Aktivitäten in die Hand nehmen ("City-Manager", Einrichtung einer Stadtmarketing-Stelle) und diese Aktivitäten verstetigen und im Handeln aller Beteiligten verankern.

Insoweit plädiere ich deutlich für die Einbindung des Innenstadtmarketings in ein allgemeines Stadtmarketing/ ein Tourismuskonzept. Alle Beteiligten sollten daher offen und vorurteilsfrei mit diesem Ziel aufeinander zugehen.

Ziel ist die Beantwortung der Frage: „Was unterscheidet Radevormwald von anderen Städten, wo liegen die „Alleinstellungsmerkmale“ ?

Das Stadtmarketing sollte "ein Gesicht" haben, d.h. die verantwortliche Person muss über ein entsprechendes Standing bei den Akteuren verfügen. Ein problem- und maßnahmenangemessenes Budget muss dauerhaft finanziert werden - nach meiner Erfahrung wird zu oft nach dem Motto "wasch´ mich, aber mach´ mich nicht nass" gehandelt, d.h. man muss sich klar darüber sein, dass kommunale Marketing-Aktivitäten Geld kosten. Ich plädiere für die Einrichtung einer entsprechenden Haushaltsstelle im Haushalt 2009, die zu angemessenen Anteilen, z.B. jeweils 1/3 Stadt, Einzelhändlern, Sponsoring o.ä. für zunächst fünf Jahre kofinanziert wird. Dann wird auch ggfls. der Eindruck vermieden „was nichts kostet kann auch nichts sein“.

Vorbild könnte genau das "Centermanagement" sein, welches die großen Handelsketten in ihren "Shopping-Malls" betreiben. Was man diesen Ketten nämlich nicht vorwerfen kann, ist mangelnde Professionalität, z.B. bei der Organisation von Werbeaktionen, Mailingaktionen, einheitlichem Erscheinungsbild der einzelnen Händler, regelmäßiger Änderung der Schaufensterdekoration, bei der Reinigung der Flächen, beim Thema Beseitigung von Vandalismusschäden, marktfähigen Mietpreisbildung oder einheitlichen Öffnungszeiten. Der Internetauftritt und das Marketing in den umliegenden Städten (gab es einmal), Flyer, Verlosungen, etc. muss dringend verbessert werden. All diese Aktivitäten sollten zwischen den o.a. Beteiligten –schriftlich- vereinbart, im Stadtmarketing gebündelt und regelmäßig der Erfolg überprüft werden, sodass sich jeder Beteiligte darauf „verlassen“ kann, für „sein“ Geld auch entsprechende Leistung zu erhalten.

Das Grundproblem in Radevormwald war bisher und ist auch heute nicht das „Erkennen“ des Problems und die Diskussion der Ergebnisse von Untersuchungen, sondern die offenbar fehlende Kraft zur Definition von Zielen, zur Umsetzung von Plänen und Maßnahmen durch die Beteiligten ! Hier sollten Maßnahmen endlich einmal zügig umgesetzt werden, der Erfolg regelmäßig gemessen und ggfls. nachgesteuert werden, Reaktions- und insbesondere Diskussionszeiten müssen deutlich verringert werden.

  • Im Rahmen der ggfls. möglichen Maßnahmen des Konjunkturpaketes II sollte das städtebauliche Bild z.B. der Straßenmöblierung (Leuchten, Mülleimer, Schilder, etc.), aber auch der angrenzenden Häuser eingehend geprüft und geändert werden. Beispielsweise weist der Bereich um die Nordstraße erhebliche Mängel auf (Schäden an Pflaster, Beleuchtung, Möblierung, Sauberkeit etc.). Der Standard der Reinigung der Innenstadt muss m.E. diskutiert und – mit neuen Schwerpunkten - festgelegt werden.
  • Eine sogen. "Brötchentaste" könnte eingeführt werden, mit dem Ziel von weniger Dauerparkern in der Innenstadt. Das Parkleitsystem ist m.E. ebenfalls zu prüfen. Das subjektive Sicherheitsgefühl sollte z.B. durch Verbesserung der Beleuchtung/ Beleuchtungskonzept, und durch einen Ordnungsdienst abends etc. verbessert werden.
  • Die Bauleitplanung sollte überprüft/ überdacht werden, d.h. es ist zu prüfen, ob z.B. das "Nahversorgungszentrum Bergerhof" die Innenstadt eher "kannibalisiert" oder diese eher unterstützt (sortimentsabhängig). Daran sollte dringend die städtebauliche Entscheidung ausgerichtet werden.

Der Stadtverwaltung kommt hier eine bedeutende „geschäftsführende“ Rolle zu – dies muss der Bürgermeister erkennen. Die Kommune hat dabei die Aufgabe die o.a. Prozesse wie eine „Geschäftsstelle“ zu unterstützen und die –mittelbaren- Rahmenbedingungen der Kommunalwirtschaft zu verbessern, den Haushalt langfristig zu sanieren um derartige Projekte überhaupt und "leichter" finanzieren zu können. Sie kann dadurch die Kaufkraft der Einwohner stützen und stabilisieren, z.B. durch langfristig angelegte Verbesserung der kommunalen Wirtschaftlage (Einkommen der Bevölkerung, Zahl der Einwohner stabilisieren, soziale Zusammensetzung auswerten und ggfls. Verändern durch Baulandpolitik, etc.). Hier liegen "mittelbare" Zusammenhänge, die nichts "direkt" mit der Innenstadt zu tun haben, aber die Handlungsfähigkeit der Stadt stark beeinflussen.

Noch einmal deutlich: wir sollten zumindest anerkennen -auch wenn dies ernüchternd sein sollte- dass die Stadtentwicklung einer ländlich geprägten Stadt wie Radevormwald einerseits sehr stark von "äußeren" nur schwer beeinflussbaren Faktoren abhängt (hier stellt sich die Frage, welche Leistungen aufgrund äußerer Anforderungen erbracht werden müssen und über welche Leistungen frei verfügt werden kann).

Das "Wenige", was von den Beteiligten (Bürger, Einzelhandel, Stadt, Rat, etc.) zu verändern ist, ist jedoch immer noch genug, um Erfolge mittelfristig sichtbar zu machen !

Beispiele anderer Kommunen zeigen dies. Dort sind die „Probleme“ durchaus vergleichbar – der Unterschied zwischen „erfolgreichen“ und "weniger erfolgreichen" Städten liegt m. E. in der Umsetzungskraft der jeweils handelnden Akteure "hinter den Kulissen". Die Erfahrungen erfolgreicher Projekte andernorts können doch "schamlos" abgekupfert werden!", so Buckesfeld in seinem Beitrag. 

 

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